Helium vs The Things Network

Wenn mich jemand jetzt fragen würde, ob Helium das bessere LoRaWAN Netzwerk ist, würde ich mit :“Kommt darauf an“, antworten.

Helium ist ein LoRaWAN Netzwerk, welches, genau so wie The Things Network, jedem offen steht und auf die Mitarbeit der Community setzt.

Wenn man nur die Abdeckung betrachtet, hat Helium die Nase ganz klar vorne. Allein in Köln ist die Anzahl an Gateways mehr als zehn mal so groß. Hinzu kommt, das die Helium Gateway Betreiber auch darauf bedacht sind, eine gute Abdeckung zu liefern, denn damit machen sie Geld.

Die treibende Kraft ist hier das Mining. Mit einem Vollwertigen Helium Gateway lässt sich die Crypto Währung HNT schürfen. Aktuell (Februar 2022) ist ein HNT ca. 30€ wert und ein Gateway kann ca. 0,1 bis 20 HNT pro Monat schürfen. Somit hat sich ein Gateway, welches ca. 600 bis 1000€ kostet, nach einem bis 24 Monaten amortisiert oder auch nicht. Der Ertrag ist schwer vorhersehbar und hängt stark vom Standort ab. Aktuell ist der Ertrag aber eher sinkend, das ist jedenfalls mein Eindruck. Zu viele Gateways pro Zelle mindern den Ertrag anscheinend. Das hindert aber viel nicht daran sich Gateways zuzulegen. Aufgrund dieser Goldgräber-Stimmung ist der Preis auch so hoch und die Gateways schwer zu bekommen. Dieses sorgt aber auch für die große Anzahl Gateways und die damit verbundene gute Abdeckung.

Ein TTN Gateway kosten 100 biss 200€ ohne eine Chance das Geld wieder zurück zu bekommen.

Im Gegensatz zu TTN ist die Nutzung auch nicht kostenlos, denn es wird nach übertragenen Daten abgerechnet. Es wird in DC abgerechnet (Data Credits), welche über HNTs gekauft werden können. Dabei hat ein DC einen festen Preis von 0,00001$. Innerhalb meiner zwei Testtage, habe ich ca. 2000DCs, mit einem Mapping-Node, verbraucht. das waren dnn DCs im Wert von 0,20$. So ganz habe ich den Verbrauch noch nicht verstanden, bin aber noch am testen. Jedenfalls wird pro 24 Byte Payload abgerechnet und pro empfangendem Gateway. Wenn ihr also 8 Byte verschickt und das Paket von fünf Gateways empfangen wird, kostes euch der Transfer 5 DC, bei 20 Gateways sind es dann schon 20 DC. Die Kosten sind also nicht wirklich berechenbar, da ihr nicht wisst, wie viele Gateways euer Paket empfangen. Wenn ihr das verhindern wollt, müsst ihr Multiple Packets abschalten.

HNTs können über entsprechende Händler gekauft werden. Da es sich um eine Crypto-Währung handelt, läuft der Transfer über IDs und Hashes und man hofft das später die HNTs in der eigenen Wallet landen. Ich bin eh kein Freund von Crypto-Währungen und Blockchains und finde den Umgang damit auch zu umständlich.

Also was bringt Helium?

Als Gateway Betreiber lockt die Aussicht, seine Hardwarekosten wieder reinzuholen und danach Gewinne zu machen. Man muss aber dazu sagen, dass viele Gateways das anscheinend nicht so schnell schaffen wie erhoddt, es gibt aber auch Ausnahmen. Als Betreiber von Nodes, muss man zwar die Datenübertragung bezahlen, hat dafür aber eine sehr gute Abdeckung. Die Abdeckung ist natürlich im ländlichen Raum ebenfalls nicht so gut. Die Macher von Helium haben es also geschafft einen Hype zu erzeugen und ihr Produkt gut platziert. Knapp 560000 Gateways sind schon eine Leistung!

Wo ist der Haken?

Aktuell lebt das Netz von der Aussicht auf Gewinn. Das vermeintlich schnelle Geld lässt die Gateways wie Pilze aus dem Boden sprießen. Was aber fehlt, sind die Daten. Ich habe mir die Mühe gemacht und mir die übertragenen Daten mehrerer Gateways in Köln angeschaut und konnte keine signifikante Datenübertragung feststellen. Wenn ein Gateway mal zehn Pakete in einer Woche übermittelt hat, war das schon viel. So richtig passiert also in dem Netz nicht und somit kann ich nicht verstehen, wie sich Helium trägt. Aktuell sieht es für mich nach einem Schneeballsystem aus, denn Helium erhält eine Einrichtungsgebühr von ca. 50$ pro Gateway. DataOnly Gateways kosten immerhin noch 15$. Somit hat das Netz also schon mal 25M$ eingebracht.

Es gibt aber natürlich auch Gateways, die ordentlich Daten übertragen, aber die muss man erst mal finden.

Ist es Helium was für mich?

Von meiner Seite aus ein ganz klares: Nein. Ich traue dem Braten nicht, und glaube das System wird früher oder später kollabieren, außer der Traffic steigt an. Ich bin auch nicht bereit die aktuellen Preise für ein Gateway zu investieren. Das ich für übertragene Pakete bezahlen muss, ist jedoch ok für mich.

Helium ist eher etwas für kommerzielle Anwender, als für Maker wie mich. Die Abdeckung wünsche ich mir für TTN, aber ich vertraue dem System nicht. Es ist ja prinzipiell nicht verkehrt für die Datenübertragung zu zahlen, aber der Crypto Aspekt passt mir da nicht ins Bild. Es spricht aber auch nichts dagegen, beides zu nutzen. Aufgrund der sehr guten Abdeckung, würde ich einen GPS Tracker eher über Helium betreiben, als über TTN.

Um das ganze System zu testen, habe ich aber zwei meiner Gateways an Helium angekoppelt. Somit bediene ich TTN und Helium gleichzeitig. Dafür nutze ich Docker Gateway RS von Paul Pinault und Helium Data Hotspot von Marc Pous. Docker Gateway RS bedienen ich als zusätzlichen Server von einem Gateway und Helium Data Hotspot läuft direkt auf einem Gateway. Letzteres habe ich umgebaut, damit ich mein IMST Lite Gateway nutzen kann.

Ich habe mich bisher auch eher oberflächlich mit Helium beschäftigt und stecke nicht tief im Thema. Daher mag auch nicht alles ganz richtig sein was hier steht, aber grundsätzlich sollte es passen. Aktuell habe ich zwei DataOnly Gateways und einen Node zum testen genutzt. Ich möchte Helium hier auch nicht schlecht machen, aber für mich hat es einen sehr fischigen Beigeschmack. Die Abdeckung ist klasse, und Datentrasnfers dürfen gerne kosten, nur das Konzept ist wackelig. Besonders die anscheinend fehlende Nutzung und der ganze Crypto Anhang.

So beende ich diesen Artikel mit gemischten Gefühlen. Einerseits war ich begeistert von der Abdeckung, denn mein Node hatte super Empfang und der zurückgelegte Weg war deutlich erkennbar. Andererseits bleibt der fade Beigeschmack eines Schneeballsystems, da durch das HNT Mining viel Unschärfe in das System gebracht wird. Ich werde das Thema jedenfalls weiter beobachten und dem TTN treu bleiben.

6 Gedanken zu „Helium vs The Things Network“

  1. Es gibt dazu auch ein großartiges Video von Andreas Spiess bei dem ein Kritikpunkt ist, dass innerhalb des Helium Netzwerkes eigentlich nur Datenpakete hin und her geschickt werden die dazu dienen, die Abdeckung unter den Gateways zu prüfen. Sinnvoller Traffic? Fehlanzeige. (https://youtu.be/nerQCrOam5U?t=450)

    Vielleicht wird der Markt eines Tages mit ausrangierten LoRa Gateways geflutet, wenn die Blase platzt 😉

    Antworten
  2. Danke für deinen Artikel. Ich habe mich bisher nur theoretisch mit Helium beschäftigt, bis heute keinen Gateway aufgesetzt oder einen Node ins Netz gehängt. Anfangs hatte ich die Hoffnung, dass man über den Blockchain-„Kram“ es geschafft hätte, ein tatsächlich dezentrales Netz aufzubauen. Das ist so eins meiner größten Bedenken im TTN; dass es irgendwann die zentrale Infrastruktur nicht mehr gibt weil zu teuer/stiefmütterlich bespielt/….
    Das ist aber so wie ich es jetzt verstehe nicht der Fall, und damit bleibt irgendwie nur der Eindruck dieses Crypto-Schnellballsystems über. Dann bleibe ich lieber beim TTN, wobei ich vielleicht dann doch zumindest mal ein paar praktische Helium Erfahrungen sammeln mag wenn sich die Zeit findet.

    Antworten
  3. Stimmt nicht ganz. Man kann auch festlegen dass nur 1 gateway empfaengt, was die Kosten um ein Vielfaches reduziert. In Berlin hat unser @katzentracker auf Anhieb 30-40 Helium Hotspots empfangen. Uebers Jahr sind das ca 50 Cent pro Katze bei vollflaechiger Berlin Abdeckung mit ca 4000 Gateways…

    Antworten

Schreibe einen Kommentar